„Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht.“

Es war noch im Kalten Krieg 1986, als ‚Reinhard Mey und Freunde‘ dieses pazifistische Lied veröffentlichten. Bereits vier Jahre später kollabierte der Ostblock unter dem Druck seiner freiheitsstrebenden Menschen und im verlorenen Wettrüsten gegen den wirtschaftsstarken Westen. Endlich Freiheit, endlich Frieden zwischen den Völkern, zumindest in Europa endlich dauerhafte Sicherheit; so dachten viele. Die bundesdeutsche Politik handelte danach und rüstete ab. Eine vormals zur Landesverteidigung befähigte Bundeswehr wurde kaputtgespart und zusammengeschrumpft; nur noch Brunnen bohren in Mali und Schulen bauen in Afghanistan, so die desinteressierte Wahrnehmung in vielen deutschen Wohnzimmern. Gab es Tote und Verletzte, dann war das zum wirklichen Begreifen für die meisten Menschen zu weit weg.

Noch bis Jahresende 2021 echauffierten sich die deutschen Leitmedien über das korrupte Regime in Kiew, welches in der Ostukraine mit maximaler Gewalt gegen dort lebende russischstämmige Menschen vorging. Dort, wo pro-russische Separatisten vermutet wurden, schossen ukrainische Militäreinheiten mit Artillerie in Wohngebiete. Verbrechen und Gräueltaten auf beiden Seiten, bei den ukrainischen wie bei den pro-russischen Kampfverbänden. Am 24. Februar 2022 schließlich greifen Streitkräfte Russlands die Ukraine an – seither tobt ein erbitterter Krieg.

Christine Lambrecht (SPD, ungedient) war Verteidigungsministerin und schickte der Ukraine 5000 Gefechtshelme. Man werde mit logistischem und medizinischem Material unterstützen, so die unter Druck geratene deutsche Bundesregierung. Waffen wird die Ukraine nicht bekommen, das ist eine unüberschreitbare rote Linie – das Wort des Bundeskanzlers zählt.

Die Ukraine und mehrere andere Länder, vorrangig Polen sowie baltische und skandinavische Staaten, drängen Deutschland zur Waffenlieferung. Erst werden alte NVA Bestände an die Ukraine abgegeben, schließlich auch moderne Gewehre der Bundeswehr. Aber Leopard Kampfpanzer wird die Ukraine nicht bekommen, das ist eine unüberschreitbare Linie – das Wort des Bundeskanzlers zählt.

Deutschland liefert aus eigenen Bundeswehrbeständen Kampfpanzer Leopard und Panzerhaubitzen 2000, bildet ukrainische Soldaten daran aus. Aber Kampfjets wird die Ukraine nicht bekommen, das ist eine unüberschreitbare rote Linie – das Wort des Bundeskanzlers zählt.

Boris Pistorius (SPD, Grundwehrdienst abgeleistet), mittlerweile deutscher Verteidigungsminister, geht in die sogenannte „Kampfjet-Koalition“. Gemeinsam mit Großbritannien, den Niederlanden und anderen will man der Ukraine amerikanische F16 Kampfflugzeuge verschaffen; ggf. auch deutsche Tornados und Eurofighter. Aber Luft-Boden-Marschflugkörper Taurus wird die Bundeswehr nicht an die Ukraine liefern, das ist eine unüberschreitbare rote Linie – das Wort des Bundeskanzlers zählt.

Die Ukraine bekämpft russische Ziele mit Cruise Missile (Storm Shadow, SCALP, ATACMS), empfangen von verschiedenen NATO Staaten. Dafür soll Deutschland seine Taurus Marschflugkörper an die abgebenden NATO Staaten liefern; als Ausgleich. Aber Soldaten wird Deutschland nicht in die Ukraine entsenden, das ist eine unüberschreitbare rote Linie – das Wort des Kanzlers zählt.

Roderich Kiesewetter (CDU, Oberst a.D.) ist in der CDU/CSU Bundestagsfraktion ein Experte für Außen- und Sicherheitspolitik. Seit vielen Monaten fordert er mehr Geld, mehr Waffen und mehr Munition für die Ukraine. Am 12. Mai 2024 schrieb er auf X (vormals Twitter):

Information:

Die Bundeswehr ist in ihrem schlechtesten Zustand seit Jahrzehnten. Es fehlen Personal, Material und Geld. Das gesamte aktive Heer der Bundeswehr passt in ein einziges großes Fußballstadion. Von einer Einsatzbereitschaft, geschweige denn von einer Kriegsbereitschaft der Bundeswehr kann nicht gesprochen werden.

Russlands Landstreitkräfte haben im Krieg mit der Ukraine hohe Verluste erlitten, aber sind weiter einsatzbereit. Zudem sind die russischen Soldaten nunmehr kampfgestählt und kriegerfahren. Die russische Luftwaffe und Marine sind weitgehend vollständig und einsatzbereit. Russland ist weltweit die größte Atommacht.

Mögliches Szenario:

Die Ampelregierung, unterstützt von CDU/CSU, entsenden Logistiker, Sanitäter und weitere Unterstützungstruppen in die Ukraine. Diese Bundeswehreinheiten brauchen selbst militärischen Schutz, den die schwer angeschlagenen ukrainischen Streitkräfte nicht leisten können. Folge – die Bundeswehr entsendet eigene Kampfverbände und Deutschland steht sofort unmittelbar mit Russland im Krieg.

November 2024, Donald Trump wird zum US-Präsidenten gewählt. Er zieht massiv US-Truppen aus Europa ab und beendet die finanzielle wie militärische Unterstützung für die Ukraine. In diesem Moment wird Deutschland als stärkstes europäisches Land den Russen als Hauptgegner gegenüberstehen.

Mein Fazit:

„Nein, meine Kinder geb‘ ich nicht und auch keinen einzigen deutschen Soldaten.“

Ich will auch keine russischen Raketen und Kampfflugzeuge am deutschen Himmel sehen. Ukrainische Männer möchte ich ebenso nicht an die Ukraine zum Fronteinsatz ausgeliefert wissen, wenn sie lieber mit ihren Familien leben, als im sinnlosen Krieg zu sterben. Aber Herrn Kiesewetter (CDU), Herrn Hofreiter (B90/Grüne), Frau Strack-Zimmermann (FDP), Herrn Ramelow (Linke) und etliche weitere Herrschaften, welche den ukrainischen Sieg und die russische Niederlage propagieren; die würde ich vielleicht entsenden, damit sie ihren martialischen Worten auch eigene Taten folgen lassen können.

Was Ukrainer und Russen dringend brauchen, das sind sofortiges Beenden weiteren Tötens und Sterbens sowie ein Waffenstillstand und Friedensdiplomatie.

Uwe Rückert