Eine Kommentierung zur Präsentation der beiden Stichwahlkandidaten zur Landratswahl im Landkreis Altenburger Land; Stand: 31. Mai 2024

Es ist gewissermaßen mutig von AfD Landratskandidat Philipp, dass er sich in ein Sendeformat mit Herrn Langer begibt. Langer ist bekannt, dass er weder unvoreingenommen noch seriös berichtet. Seine Beiträge in Bild, Ton und geschriebenem Wort zu einigen Menschen machen klar, dass er seine Arbeit nicht wertneutral und nicht objektiv durchführen möchte, dafür aber gerne Partei gegen jene ergreift, welche seinem ideologisch eingefärbten Weltbild nicht entsprechen. Da er seit Jahren ganz bewusst auch unwahr und verunglimpfend über mich berichtet, weiß ich das aus eigener Betroffenheit. Zu Langer‘s Feindbildern zählt erklärtermaßen die AfD und damit war Philipp entweder sehr naiv oder sehr mutig, dass er Langer‘s Einladung zum Schwarzen Kanal folgte.

Hier der Beitrag des Schwarzen Kanal (ABG-TV): Talk zur Stichwahl im Altenburger Land (youtube.com)

Amtsinhaber Melzer zeigte sich durchweg authentisch. Er kann Verwaltung, er kennt den Landkreis und er weiß um alle relevanten Projekte im Altenburger Land. Offenbar ganz bewusst „streichelte“ Langer den Landrat durchweg, indem er ihm kein einziges Mal mit kritischen Fragen in die Enge trieb. Vielmehr spielte er ihm dreist viele bequeme Bälle zu, welche Melzer allesamt leicht als Treffer umsetzen konnte. Die Parteiname von Karl-Eduard von Schnitzler, alias Mike Langer, für den amtierenden Landrat war derart offensichtlich, dass das gesamte Sendeformat mehr wie ein Duell zwei gegen einen wirkte. Melzer jedoch, fachlich versiert und trotzdem übermäßig zurückhaltend, verpasste es seinen Stichwahlkonkurrenten vor sich herzujagen. Nahezu durchweg agierte ein deutlich unsicher wirkender Philipp mit offener Flanke, in welche Melzer jederzeit mit Wirkungstreffern hineinstoßen konnte, aber diese Chancen nicht nutzte.

Herausforderer Philipp überzeugte durch Freundlichkeit und behielt auch dann die äußere Fassung, als Langer ihm mehrfach auf unanständige Weise ins Wort fiel und versuchte seine Aussagen in falsche Richtung zu drehen. Den Unanständigkeiten des voreingenommenen Moderators Langer begegnete Philipp recht souverän. Selbige Souveränität ließ er jedoch vermissen, als es um fachliches Wissen sowie Kenntnisse zum Landkreis und zu aktuellen Projekten ging. Hier bewies Philipp, dass er nicht in der Lage ist die unterschiedlichen Zuständigkeiten von Bund, Land und Kommune zu differenzieren. Ebenso ist er absolut blank im Hinblick auf kreiseigene Aufgaben sowie die dem Landratsamt im übertragenen Wirkungskreis einer unteren Landesbehörde zugeordneten Verantwortlichkeiten. Mehrfach verrannte sich Philipp mit seinen Aussagen, was er wie und auf welchem Weg umsetzen möchte. Bereits in dieser kleinen, einfachen Fragerunde wurde deutlich, dass eine Mehrzahl der polternden AfD Parolen mit keiner Realität korrelieren und, sobald sie auf die Wirklichkeit treffen, wie Seifenblasen zerplatzen. Das irgendwann erkennend, musste auch Philipp einlenken und äußerte sich dann mehrfach entgegen der im Wahlkampf gebetsmühlenartig widerholten AfD Programmatik.

Der Amtsinhaber ist ein Vertreter der Thüringer CDU, die seit bald zehn Jahren für Ramelow und RRG die Steigbügel hält. Eine CDU, welche erst mit anlaufendem Wahlkampf ihre Oppositionsrolle scheinbar eingenommen hat, während man sich vordem maßgeblich damit beschäftigte die AfD zu bekämpfen. Landrat Melzer entspricht dem unschönen Klischee des typischen Verwaltungsbeamten ohne Innovationskraft, ohne Durchsetzungsstärke und ohne mutige Kreativität. Er ist ein freundlich netter Mangelverwalter, aber gewiss kein energiegeladener, anpackender Gestalter. Seine Performance während der Corona-Zeit, wo er jeden (auch rechtswidrigen) Unsinn aus Berlin und Erfurt brav abnickte und gegenüber der Landkreisbevölkerung durchdrückte, schlägt zudem sehr negativ in sein Kontor.

Der Herausforderer ist ein Glücksritter, der sich die Gunst der Stunde zunutze machen möchte und die erschreckende Unfähigkeit des AfD Kreisverbandes, aus eigenen Reihen einen gewachsenen, kommunalpolitisch versierten Landratskandidaten aufzustellen, kurzentschlossen für sich auszunutzen versucht. Er baut auf die übergroße Mehrzahl politisch weitgehend desinteressierter und fachlich sowieso unwissender Leute, welche von einer total verkorksten Regierungspolitik mehr als genug haben und deshalb ohne weiteres Hinterfragen den lautesten, aggressivsten Protest zu wählen bereit sind – die AfD. So präsentiert sich der Herausforderer Philipp, im krassen Gegensatz zum immer adrett gekleideten Amtsinhaber, als einer der keinen Krawattenknoten binden kann und dessen Hemdkragen nicht sitzt. Dieses äußerliche Manko führt dann auch geradewegs zur sachlich-inhaltlichen Unaufgeräumtheit des Kandidaten. Mantramäßig wiederholt Philipp die immer gleiche Phrase von der Demographiekurve und zeigt ansonsten in erschreckender Weise, dass er absolut nichts weiß und damit vom Start weg als oberster Kommunalpolitiker heillos überfordert wäre.

Melzer ist kein herausragender Kandidat und besitzt seine Schwächen, welche ihm die gute Amtsführung erschweren. Dennoch, wäre er mit all seinen Defiziten als Landrat wertneutral und fair geblieben, ich hätte ihn gegenüber seinem Stichwahlherausforderer empfehlen können. Leider hat er sich im Wahlkampf hinreißen lassen, die einem Landrat zukommende Neutralität und das Gleichbehandlungsgebot zu verletzen. Ganz eindeutig sprach sich Melzer nicht nur gegen die AfD als Wählerrepräsentant im Kreistag aus, sondern auch gegen unser Bürgerbündnis STARKE HEIMAT. Von einem Landrat Melzer erwarte ich aber, dass er die Volksvertreter nicht ausgrenzt, sondern zur Mitarbeit einlädt und integriert. Vor diesem Hintergrund kann ich Melzer nicht als Landrat empfehlen.

Philipp ist es trotz massiver Zurückhaltung im Wahlkampf nicht gelungen seine eklatanten Schwächen (erschreckende Unwissenheit, Fehl jeglicher Fachkompetenz, mangelnde Identifizierung mit dem Altenburger Land) zu kaschieren. In der Fragerunde beim Schwarzen Kanal (ABG-TV) war es nur dem Umstand eines harmlos auftretenden Amtsinhabers Melzer zu verdanken, dass Philipp nicht vollkommen bloßgestellt am Nasenring durch die Manege gezogen wurde. Eine kompetente Führung der Landkreisverwaltung kann man von Philipp aufgrund seiner völligen Unbedarftheit, welche wegzureden ihm nie gelang, nicht erwarten. Würde er Landrat werden, wäre zwar die AfD in kürzester Zeit entzaubert; aber der Schaden für die Bevölkerung und für das Altenburger Land wäre ebenso immens und irreparabel.

Uwe Rückert