„Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.“ so möchte ich die zurückliegenden sechseinhalb Jahre beschreiben.
Die Politik und ich – eine besondere Begegnung
Aufgrund eines schwerwiegenden Krankheitsfalls in meinem allernächsten Familienumfeld zum Jahreswechsel 2017/ 2018 erstmals dauerhaft in die Ostthüringer Heimat zurückgekehrt, fand ich kurz darauf den Weg in die Politik. Dieser Weg war gezeichnet durch bedeutende Erfolge und herbe Rückschläge in schnellen Wechseln. Seit meinem Einzug in den Kreistag des Landkreises Altenburger Land im Jahr 2019, bin ich durch Wahlmandat auch fest in der kommunalen Verwaltungsarbeit eingebunden.
Anders als in anderen gesellschaftlichen Feldern, setzt sich in der Politik längst nicht immer das Notwendige, das Sinnvolle und das Richtige durch. Mir ist auf meinem recht vielfältigen Lebensweg vieles begegnet, aber nirgendwo sonst traf ich auf derartige Intrigen, Machenschaften und Rücksichtslosigkeit, wie es in der Politik der Fall ist. Das zehrt gehörig und raubt einem viel Energie und Gesundheit. Selbst einer wie ich, der von sich behauptet ein dickes Fell zu haben, steckt es nicht leicht weg, wenn man auf üble Weise falsch bezichtigt und hässlich beschimpft wird.
Aber bei all dem bin ich zuerst zielfokussiert und weiß mich auch energisch gegen Angriffe zu wehren. Eine optimistische Grundeinstellung, einher mit meinem Motto „Aufgeben gibt es nicht.“, haben mich bis heute durchhalten lassen. Durchhalten in einer Situation, welche unglaublich viel Zeit, viel Kraft und sonstige Ressourcen vereinnahmt. Auch, weil eine erhebliche Anzahl Menschen mit jeglichen fairen und unfairen Methoden versuchen einem Steine in den Weg zu legen. Bedeutsam ist hierbei der Neidfaktor. „Der Rückert will nur einen Posten und Geld.“ so und ähnlich reden missgünstige Leute mir seit 2019 hinterher, ohne selbst nur ansatzweise eine Ahnung zu haben, dass die ehrenamtliche Kommunalpolitik – zumindest so wie von mir intensiv betrieben – durchweg ein nicht nur finanzielles Draufzahlgeschäft ist.
Der (angebliche) Parteihopper
Vorgeworfen wird mir irrsinniger Weise auch, ich wäre ein Parteihopper. Mit diesem Unsinn gilt es hier aufzuräumen. Als junger Mann in der Ära von Helmut Kohl und Volker Rühe (beide CDU) meine Laufbahn bei der Bundeswehr eingeschlagen, hatte mich deren Politik begeistert. So war ich über viele Jahre hinweg ein äußerst passives CDU Parteimitglied, welches regelmäßig seine Mitgliedsbeiträge entrichtete, ohne dabei jemals selbst politisch aktiv zu werden. Es war dann die zunehmend fataler werdende Regierungsführung von Angela Merkel, welche mich nach langem Hadern im Frühjahr 2016 zum Austritt aus der CDU bewog.
2019/ 2020 folgte ich dann der Programmatik der AfD und führte eine entsprechende Wahlliste sehr erfolgreich in den Kreistag des Altenburger Landes. Intrigante Machenschaften innerhalb dieser Partei, bei denen die zwei Thüringer Landessprecher Höcke und Möller zugunsten ihrer mehr unterwürfig willfährigen Gefolgschaft in extrem unguter Art gegen mich vorgingen, ließen mich dann Abstand zur AfD nehmen. Nirgendwo sonst wurde ich derart grimmig verfolgt und auf infame Weise angegriffen, wie es mir durch die Gefolgsleute von Björn Höcke widerfuhr; besonders unrühmliche Rollen nahmen hierbei die Herren Stefan Möller und Torben Braga ein. Politische Positionen abseits von denen der Thüringer AfD Landessprecher oder gar Widerspruch werden durch Herrn Höcke und dessen ungute Entourage nicht geduldet. Wagt es dennoch einer, dann wird er mit allen verfügbaren legalen und illegalen Mitteln kaputtgespielt. Nach einer parteilichen Auszeit folgte der konsequente Wechsel zu den Freien Wählern, wo ich binnen kürzester Zeit, getragen vom Vertrauen der Parteimitglieder, zum Thüringer Landesvorsitzenden avancierte.
Schon frühzeitig im Vorlauf der Thüringer Landtagswahlen suchte ich gemeinsam mit anderen nach Möglichkeiten, welche unserer bürgerlichen Kraft den Weg in das Landesparlament ebnen könnten. Idee war die Begründung eines Mehrparteienbündnisses, bestehend aus den Bürgern für Thüringen, DieBasis und der WerteUnion, angeführt von den Freien Wählern. Diesem sehr erfolgversprechenden Ansinnen stemmten sich jedoch von ihren persönlichen Individualinteressen getriebene Kleinstadtbürgermeister sowie am Thüringer Dasein nicht interessierte Bundesvorstände der Freien Wähler entgegen. Ohne ein von mir vorgeplantes Votum unserer Thüringer Parteimitglieder über dieses Mehrparteienbündnis abzuwarten, erklärte der Freie Wähler Bundesvorstand ohne Nennung einer ansatzweise genügenden Begründung binnen weniger Minuten in gravierend rechtswidriger Weise eine Unvereinbarkeit zu den drei von mir avisierten Partnern (Bürger für Thüringen, DieBasis und WerteUnion). Nun zog ich die bereits vorab von mir im Fall eines Scheiterns des Mehrparteienbündnisses angekündigte Konsequenz und legte Vorsitz sowie Mitgliedschaft bei den Thüringer Freien Wählern nieder.
Wortbruch und Verrat – das bürgerliche Parteienbündnis zerfällt; trotzdem geht es weiter
Mit einigen Getreuen gliederten wir aus der Parteistruktur aus und formierten uns als Verein. Das Ziel unseres Mehrparteienbündnisses verfolgten wir weiterhin, nunmehr geplant unter Führung der Bürger für Thüringen. Ein herber Schlag war dann die unerwartete Gründung der Partei WerteUnion, in Thüringen unter Vorsitz des ehemaligen SPD und CDU Mitgliedes Albert Weiler, der sich gegensätzlich zu vorangegangen Äußerungen seines Bundesvorsitzenden Hans-Georg Maaßen keinesfalls an einem Mehrparteienbündnis beteiligen wollte. Vielmehr begannen er und seine Gefolgschaft unsere Bündnisstrukturen zu unterminieren und hatten schlussendlich ihren unguten Erfolg, indem der Vorsitzende Teichmann wie auch der Generalsekretär Ratz der Bürger für Thüringen im Gegenzug für aussichtsreiche Listenplätze unser Bündnis verrieten und zur Partei WerteUnion überliefen.
Dem folgenden Zerfall unseres Mehrparteienbündnisses zum Trotz sammelten wir die verbliebenen Kräfte unseres Vereins und unterstützten fortan die Partei Bündnis Deutschland bis zum Abschluss der Thüringer Landtagswahl am 1. September 2024. Doch so sehr ich die Wahlprogrammatik von Bündnis Deutschland unterstütze, welche in Teilen auch meine Handschrift trägt, werde ich aus gewachsener Überzeugung und auch basierend auf ganz aktuellen Ereignissen kein Mitglied dieser Partei werden; fühle mich heute parteiungebunden am meisten wohl.
Thüringer Kommunalwahlen 2024 und die STARKE HEIMAT
Einmal im Kreistag aktiv, war es nie eine Frage, ob wir nicht wieder mit einer eigenen Kreistagsliste zu den Kommunalwahlen 2024 antreten werden. So sammelten wir eine ganze Reihe unserer Politik wohlgesonnener Frauen und Männer und wählten unsere Kandidaten auf unsere überparteiliche Liste STARKE HEIMAT. In einem nicht unerheblichen Kraftakt sammelten wir auch die notwendigen Unterstützungsunterschriften, wofür ich mich auch jetzt nochmals herzlich bei allen Unterzeichnern bedanke. Selbst trat ich ebenfalls zur Kommunalwahl als einziger nicht parteigetragener Landratskandidat an. Ganz entgegen dem allgemeinen Abwärtstrend bei fast allen anderen Parteien (außer AfD und BSW) und Gruppierungen, wurde unser Mut und unser überzeugendes Politikangebot durch die Wählerinnen und Wähler belohnt. Unsere Liste war neben der der AfD die einzige, welche in der Wählergunst zulegte, was uns einen fantastischen Erfolg von 8,7% Zustimmung und vier Sitzen im Kreistag einbrachte. Meine Landratskandidatur wurde von 12,1% unserer wählenden Bürgerinnen und Bürger unterstützt, brachte mir damit sogar ein deutlich besseres Ergebnis als dem Kandidaten der Kanzlerpartei von der SPD.
Da stehen wir nun, das Bürgerbündnis STARKE HEIMAT, welches im Jahr 2020 durch meine zwei lieben Freunde Silke Haustein und Thomas Kresse gemeinsam mit mir gegründet wurde. Heute umfasst es viel mehr rechtschaffene Menschen, welche sich in der lokalen Politik vor Ort engagieren und dem oftmals irrwitzigen regenbogen-woken Zeitgeist mit ihrer grundanständigen, bürgerlich-konservativen Haltung entgegenstehen. Darauf bin ich sehr stolz und wünsche mir sehr, dass unser Bürgerbündnis weiterbesteht sowie in der lokalen Politik noch mehr spürbare Akzente setzt.
Persönliches – von Licht und Schatten
Wenngleich die ehrenamtliche Politik zumindest phasenweise derart vereinnahmt, dass es fast an einen Vollzeitjob erinnert, ist gerade deshalb ein privater Ausgleich zur Erhaltung körperlicher und geistiger Gesundheit unverzichtbar. Wie großartig, wenn man dabei einen Gleichgesinnten hat, mit dem man durch dick und dünn geht, mit dem einen tiefstes Vertrauen verbindet; welchen aus dem eigenen Leben wegzudenken das einzige ist, was man sich nicht vorstellen will und nicht vorstellen kann.
Solange dieser Mensch existiert, ist er ein nie versiegender Kraftquell und gibt einem die mentale Stärke, dass absolut nichts und niemand einen vom Weg abbringt. Es ist die Zeit von Glück und Zuversicht, alles ist nur schön.
Wird einem dieser Mensch aber plötzlich entrissen, dann bricht wahrhaftig die Welt um einen zusammen. Jegliche Stärke und aller Optimismus weichen im selben Augenblick, wenn das absolut Undenkbare dennoch eintritt.
Mehr hart als alles andere in turbulenten sechs Jahren traf mich solch ein menschlicher Verlust mit einer mir bis dahin unbekannten, zerstörenden Wucht. Mit einem Schlag ging das Licht aus und ringsumher war nur noch Dunkelheit. Es kostet unendlich Kraft in dieser Betroffenheit für andere zu funktionieren, welche von einem Führung, Stärke und Orientierung erwarten. Ohne meine engsten Freunde hätte ich in dieser Lebenssituation nicht bestanden. Vielen Dank.
Auch wenn es weh tut,
es ist Zeit für mich zu gehen, wenn es am schönsten ist.
So sang es „Der Graf“ von der Band „Unheilig“ in seinem emotionalen Song „Zeit zu gehen“.
Warum diese Textzeile? Weil es gerade zwar nicht am schönsten ist, aber ich dennoch für mich entschieden habe zu gehen. Ich gehe nicht ganz und man wird mich im Altenburger Land sowie in Ostthüringen weiterhin wahrnehmen, das ist gewiss. Aber ich gehe aus der aktiven Kommunalpolitik und habe bereits einen wichtigen Staffelstab übergeben.
Nach meinem Wiedereinzug in den Kreistag des Altenburger Landes bat ich Thomas Lahr um Übernahme des Fraktionsvorsitzes. Mit Zustimmung unserer weiteren Fraktionsangehörigen nahm Thomas diese fordernde Aufgabe an, wofür ich ihm sehr danke. Mit ihm und den weiteren Fraktionsangehörigen wird die STARKE HEIMAT positiven Einfluss auf die Geschicke des Landkreises nehmen, darauf ist Verlass. Für mich habe ich zudem entschieden, dass ich meinen Platz im Kreistag an einen Nachrücker übergebe und da stehen einige hervorragende Mitstreiter parat; wobei die Nachfolge selbstverständlich in Abhängigkeit der erreichten Wählerstimmen steht.
Warum verzichte ich auf das Kreistagsmandat?
Hier schließt sich nun ein Kreis. Als ich aufgrund schwerwiegender familiärer Betroffenheit ab Jahresbeginn 2018 beruflich in die Nähe unserer Heimat, dem Altenburger Land wechselte, da unterbrach ich unfreiwillig meinen eigentlich geplanten Werdegang. In der ersten Julihälfte 2024 erhielt ich nun überraschend ein berufliches Angebot, das mir Freude bereitet und welches ich so wahrscheinlich nicht wieder bekommen werde. Dieses Angebot habe ich angenommen, wissend, dass es meine persönliche Verfügbarkeit für kommunalpolitische Arbeit im Kreistag enorm beschränken wird.
Es ist nicht meine Art mich an wichtigen Entscheidungsprozessen zu beteiligen, ohne dass ich dazu ausreichend sachkundig und informiert bin. Insofern erachte ich es als unangemessen und gegenüber unserer Landkreisbevölkerung als unredlich, würde ich mich im Kreistag an Entscheidungsfindungen beteiligen, obwohl ich deren Tragweite und Auswirkungen ggf. gar nicht genügend kenne. Somit ist es Teil meiner Verantwortung, dass ich mein Kreistagsmandat an einen mehr verfügbaren, klugen, im Interesse unseres Landkreises und unserer Bevölkerung arbeitenden Weggefährten unseres Bürgerbündnisses STARKE HEIMAT abtrete.
Ich hoffe und wünsche, dass all die vielen Bürgerinnen und Bürger, welche mir zur Kreistagswahl ihr Vertrauen schenkten, diesen Schritt von mir verstehen. Es geht weiter und ich werde weiter präsent sein, aber nicht mehr in der aktiven kommunalpolitischen Kreistagsarbeit.
Das letzte Wort
2024 kann für uns alle zum Schicksalsjahr werden. Während die große Welt um uns herum mit ihren Kriegen und Krisen nicht zur Ruhe kommt, steht unser kleines Thüringen vor den Landtagswahlen, deren Ergebnis unser Leben in den kommenden fünf Jahren ganz maßgeblich bestimmen wird. Ich ermuntere Sie alle wählen zu gehen. Und ich ermuntere Sie nochmals weise zu wählen. Nicht die, welche am lautesten Protest rufen, müssen tatsächlich die Besten für die dringend notwendige Politikwende sein. Und nicht diejenigen, die heute vollmundig das versprechen, was sie seit fünf bzw. zehn Jahren nicht eingehalten haben, sind die Glaubwürdigsten. Aber eines bleibt gewiss „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.“
Ihnen wünsche ich alles Gute und bis bald
Ihr
Uwe Rückert