Kreistagsfraktion Starke Heimat: Informationen zum Vortrag mit Aussprache über medizinisch-duale Studiengänge vom 29. April 2021
Eineinhalb Jahre erklären, werben und nicht lockerlassen, dann wurde endlich ein Mehrheitsbeschluss im Kreistag erzielt, welcher Landrat Melzer mit Evaluierung und Etablierung medizinisch-dualer Studiengänge (Bachelor) im Altenburger Land beauftragte. Bis dahin und noch heute wurde diese Initiative von großer Skepsis durch einzelne Bedenkenträger begleitet, welche sich mit vielerlei Argumenten dagegenstemmen. Aber warum brauchen wir viel mehr Absolventen medizinisch-dualer Studiengänge? Nicht nur im Landkreisgebiet, sondern überall im ländlichen Raum Deutschlands besteht Mangel an approbierten Medizinern sowie fachlich qualifizierten Berufstätigen in Gesundheits- und Pflegeberufen. Zudem ist auch Deutschland gebunden, die EU weiten Standards einzuhalten, da etliche der bisher über klassische Berufsausbildung zu erwerbenden medizinischen und pflegerischen Berufsbilder einheitlich auf die akademische Bachelorebene angehoben wurden. Dazu zählen beispielsweise die Berufe „Physician Assistant“ oder „Midwifery“ (Hebamme).
Am 29.04.2021 begrüßten Landrat Melzer sowie der Sozial- und Gesundheitsausschuss des Kreistages Herrn Prof. Dr. rer. nat. Neumann, Rektor der Staatl. Sächsischen Studienakademie, sowie Frau Prof. Dr. med. Heilmann, Lehrstuhlinhaberin „Physician Assistant“ an der Staatl. Sächsischen Studienakademie; beide vom Standort Plauen. Diese trugen zum Studiengang „Physician Assistant“ vor und vermittelten den Veranstaltungsteilnehmern viele wissenswerte Aspekte zum Studiengang. Deutlich wurden dabei Mehrwert von – und Bedarf für Physician Assistants in der Gesundheitsversorgung, vom Einsatz im Krankenhaus über die Gesundheitsbehörde bis zur privaten Arztpraxis. Ebenso deutlich wurde die große Nachfrage für diesen Studiengang veranschaulicht, auch da sonstige Ausbildungskapazitäten von der Universität/Medizinstudium bis zur Berufsschule/Berufsausbildung bei weitem nicht den tatsächlichen, flächendeckenden Personalbedarf im Gesundheitswesen abdecken.
Physischen Assistants bilden eine hochqualifizierte Schnittstelle zwischen medizinischer Aufgabenwahrnehmung und administrativ-betriebswirtschaftlichen Verantwortlichkeiten. Vom OP-Saal bis zur Abrechnung mit Krankenkassen oder, aktuell und hoch wichtig, bei der Unterstützung des Kreisamtsarztes zur Pandemieeindämmung, können Physician Assistants in leitenden Positionen die immer hauptverantwortlichen approbierten Mediziner unterstützen.
Zulassungsvoraussetzung für dieses duale Studium ist eine einschlägige, abgeschlossene Berufsausbildung aus dem medizinischen und/oder pflegerischen Bereich. Damit bietet der Abschluss „Physician Assistant“ zugleich eine förderliche Möglichkeit, um besonders gutes Personal aus Medizin und Pflege höher zu qualifizieren, damit auch mehr verantwortlich und zu attraktiveren Arbeitskonditionen einzusetzen. Aktuell wird ein weiter aufbauender Masterstudiengang erarbeitet, welcher besonders leistungsstarken Berufsschulabsolventen die Möglichkeit bietet, um über den Bachelorstudiengang hinaus einen hochqualifizierten, akademischen Abschluss zu erreichen, welcher sich dem Niveau der zu unterstützenden approbierten Mediziner weiter annähert.
Abschließend zum sehr informativen Vortrag warb Prof. Dr. rer. nat. Neumann auch um Studierwillige aus dem Altenburger Land. Das könnte der Auftakt für weitergehende Kooperationen sein, welche auch in unserem Landkreis die Etablierung derartiger dualer Studien möglich werden lassen; ggf. in Zusammenarbeit mit der Staatl. Sächsischen Studienakademie. Hier ist der Thüringer Gesetzgeber gefragt, dafür die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Organisatorisch wäre ein derartiger Studiengang sicher aufzubauen, zumal mit dem Innova Sozialwerk und dem Klinikum Altenburger Land bereits zwei etablierte Ausbildungsstätten für medizinische und pflegerische Berufsbilder im Altenburger Land existieren, unter deren Dach solch ein duales Studium gut vorstellbar wäre.
Uwe Rückert, Fraktionsvorsitzender