Starke Heimat: zur Situation der Zehntklässler aus Dobitschen und Lucka; 23. Juli 2020

Mit breitem Interesse und einigen Befürchtungen ging der Landkreis Altenburger Land in die Schulnetzplanung. Zumindest seitens des Schulträgers konnte der Schulnetzplan schlussendlich mit überdeutlicher Mehrheit beschlossen werden. Ob der Plan nun umgesetzt wird, liegt an der Zustimmung von Schulamt Ostthüringen und dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Seitens des Schulträgers blieb trotzdem eine wesentliche Frage offen: Was passiert mit den 10.Klassen der Regelschulen in Dobitschen und Lucka ab neuem Schuljahr? Bei beiden Klassen bestanden erheblich Unsicherheiten, ob die möglicherweise nicht erreichte gesetzlich geforderte Mindestklassenstärke den Verbleib an der bisherigen Regelschule erlaubt.

Zumindest zur schulischen Zukunft der Zehntklässler aus den Einzugsbereichen Dobitschen und Lucka gibt es nun verbindliche Planungen. Mit Abschluss der Prüfungen und nach Auswertung, ob ggf. einzelne Schüler aufgrund der Corona bedingten Unterrichtsversäumnisse freiwillig ein Schuljahr wiederholen möchten, stehen die konkreten Schülerzahlen nun fest. Das Ergebnis ist für beide Schulstandorte unterschiedlich.

Die Regelschule Dobitschen wird auch im kommenden Schuljahr eine 10.Klasse führen. Hier wird die Klassenstärke exakt bei der gesetzlich vorgegebenen Klassengröße von 14 Schülerinnen und Schülern liegen.

Die Zehntklässler aus dem Einzugsgebiet von Lucka werden insgesamt neun Schülerinnen und Schüler sein. Damit werden sie das abschließende Schuljahr und ihre Schulabschlussprüfungen an der Regelschule in Meuselwitz absolvieren. Betroffene Schüler/innen und Eltern sind bereits informiert.

In der Nachlese zur medial sehr aufgebauschten Causa „10. Klassen an kleinen Regelschulen“, gibt es durchaus einige Zeilen zu adressieren:

1) Auf Schulträgerseite haben die Verantwortlichen im Landratsamt immer engagiert und zuerst im Interesse der betroffenen Schülerinnen und Schüler, sowie der Schulpädagogen gearbeitet. Allen voran können die Herren Wenzlau und Kopplin mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern positiv erwähnt  werden. Trotzdem erfuhren genau diese Verantwortungsträger der kommunalen Ebene mitunter „Breitseiten“, welche weder angemessen  noch sachlich richtig untermauert waren. Der Schulträger muss sehr unterschiedliche Interessen beachten, mit begrenzten Ressourcen vielfältige Pflichtaufgaben erfüllen und ist per se die erste Schnittstelle zwischen der Bevölkerung einerseits, sowie staatlicher Autorität andererseits. Damit ist auch die Position des Landratsamtes insgesamt nochmals erkenntlich, welches mitnichten alleiniger Erfüllungsgehilfe für (verständliche!) Bürgerbegehren ist, sondern in erster Linie die gesetzes- und vorschriftenkonforme Umsetzung von Vorgaben verantwortet.

2) Die Diskussionen um Schulnetzplan und Erhalt  bzw. Nichterhalt der 10.Klassen an kleineren Regelschulen wurde durch einige Vertreter der Regionalpresse dankbar aufgegriffen. Leider mit dem Ergebnis, dass auch irreführende Skandalschlagzeilen einer seriösen und sachlich richtigen Berichterstattung vorgezogen wurden. Die OVZ sei hier explizit genannt. So war es manchem Lokalredakteur ein großes Anliegen, insbesondere das Schulamt Ostthüringen und dessen Leiter, Herrn Rader, hemmungslos „durch den Kakao zu ziehen“. Etwas bessere Recherche und ein Auseinandersetzen mit den tatsächlichen Sachlagen hätte ggf. geholfen, um manch polemische und irrwitzige Berichterstattung kontra Schulamt zu verhindern. Aber wer sich wie die OVZ seit vielen Monaten ins Genre der Revolverpresse verortet hat, der hat wohl auch wenig Interesse an seriöser Berichterstattung.

3) Das Ostthüringer Schulamt ringt mehr als andere Thüringer Schulämter mit Vakanzen bei Lehrern/innen. Insbesondere für das Lehramt der Regelschule bestehen ostthüringenweit über 90 vakante Stellen, von denen zuletzt allein 17 offene Stellen im Landkreis Altenburger Land bestanden. Mit viel Arbeit und erheblicher Anstrengung, gelang es 6 dieser 17 offenen Stellen zu besetzen. Warum diese unkomfortable Situation besteht, ist mehreren Faktoren geschuldet. Die mit Unterstützung der rot-rot-grünen Landesregierung fortgesetzte Zentralisierung der Lehramtsstudien in Erfurt und Jena ist eine Ursache, warum junge Lehrer/innen keinen persönlichen Bezugspunkt zum Altenburger Land entwickeln können. Die Grenzlage zu Sachsen und Sachsen-Anhalt, welche Lehrkräften verschiedentlich attraktivere Arbeitsangebote unterbreiten, als es im Rot-Rot-Grün regierten Thüringen möglich ist, steht als weitere Ursache im Raum; und es gibt noch etliche Gründe mehr. Ob es hier um falsch verstandene Loyalitätspflichten gegenüber dem von Die Linke geführten Bildungsministerium geht oder ob man ein „Abducken“ als Weg des geringsten Widerstandes bevorzugt – zu bemängeln bleibt eine Intransparenz des Ostthüringer Schulamtes gegenüber der Öffentlichkeit. Mit einigen Pressemeldungen wäre die schwierige Sachlage zumindest darstellbar gewesen. Das wiederum hätte ggf. manch lautstarken Protest vor dem Schulamtsgebäude verhindert, bzw. diese berechtigten Demonstrationen von Schülern/innen und Eltern richtigerweise vor das zuerst verantwortliche Ministerium von Herrn Holter (Die Linke) gelenkt.

4) Besonders unangenehm aufgefallen war die versuchte politisch-ideologische Besetzung der Themen „Schulnetzplan und 10. Klassen“ durch einige Parteien und Kommunalfraktionen; allen wild polemisierend voran Die Linke. Auf dem Rücken von Schülern/innen und Lehrern/innen wurde eine Schulkonferenz in Dobitschen als Parteiveranstaltung von Die Linke missbraucht; andere politische Gruppierungen, inklusive einem FDP Mandatsträger, ließen sich hier vereinnahmen – bedauerlich! Die Zukunft der Schüler/innen im Altenburger Land und die Gestaltung eines tragfähigen Schulnetzplanes wurden (aus)genutzt, um sich mit linker Parteipolitik zu profilieren. Während man hier gern zuerst über die Medien und erst danach mit den zuständigen Behörden sprach, sowie keine Chance ungenutzt ließ, um gegen den Landrat und dessen Verwaltung negative Stimmung aufzubauen, bewies man doch nur eines – das eigene hauptsächliche Interesse sich parteipolitisch zu  inszenieren. Was gerade die Vertreter von Die Linke bei allen Diskussionen IMMER ausklammerten, dass es zuerst ihr eigener Parteigenosse, Herr Minister Holter ist, welcher initiativ für unsere schulische Landschaft aktiv werden sollte. Die Scheinheiligkeit von Die Linke zeigt sich dabei nicht nur in deren unmoralischem „Spiel“ mit dem Schulnetzplan oder dem Schicksal der 10.Klassen, sondern ganz aktuell ebenso in der Zukunft unserer Berufsschulausbildung. Herr Minister Holter (Die Linke) hat zurückliegend sehr viel zugesichert. Allein die immer folgenden Aktivitäten seines Ministeriums strafen seine Versprechungen Lügen. Das wird dann auch nicht besser, wenn die Landesgeschäftsführerin von Die Linke in Thüringen nun hohe Präsenzzeiten in einigen Landkreisschulen vorweist (welche sie als vormalige Landrätin kein einziges Mal besuchte!) und wider besseren eigenen Wissens weiter die Stimmung gegen Landrat und Schulamt anheizt; auch das ist unwürdig und kontraproduktiv.

Die Bürgerbewegung „Starke Heimat“, im Kreistag durch ihre Fraktion vertreten, setzt sich weiter für den Erhalt einer flächendeckenden Schullandschaft im Altenburger Land ein. Unter Berücksichtigung des enormen Mangels an Lehrern/innen, werden wir einem ausfallfreien, lehrplangerechten und qualitativ hochwertigen Unterricht im Interesse unserer Schüler/innen immer den Vorzug geben. Im ungünstigsten Fall führt das dazu, dass vereinzelt Klassen mit sehr wenigen Schülern/innen fusionieren müssen. Das muss aber immer letzte Handlungsoption bleiben. Darüberhinaus fordern wir die rot-rot-grüne Landesregierung ausdrücklich auf, mit geeigneten Maßnahmen dem bestehenden Mangel an Lehrern/innen zu entgegnen. Keine weitere Zentralisierung von Studium und Berufsausbildung in unserem ländlich geprägten Flächenstaat Thüringen, sondern mehr Dezentralisierung. Anhebung der Studienplätze für Lehramtsanwärter, wie für den Grundschulbereich bereits umgesetzt. Sollte es der regierenden Die Linke weiterhin an Konzept, Entschlusskraft und Fachkompetenz mangeln – die „Starke Heimat“ unterstützt gern.

Starke Heimat